Monday, June 9, 2014

"STILL STORM" DISCUSSION @ http://thegoaliesanxiety.wordpress.com/2014/06/05/stormy-weather-peter-handkes-immer-noch-sturm/

you tube trailer of IMMER NOCH STURM https://www.youtube.com/watch?v=tRWaK7Gu3CE&t=37s

​ E http://quarterlyconversation.com/storm-still-by-peter-handke"Nearly a quarter of the way into Peter Handke’s dramatic work Storm Still, the narrator, designated merely as “I,” conducts a quiet conversation with his long-dead mother. This tender re-encounter, like the rest of the play’s action, takes place in the narrator’s memories of the bucolic Jaunfeld Plain of Carinthia, the southern Austrian province where he spent his childhood and which he now attempts to reconstruct. But the meeting itself is not a remembrance. The elderly narrator, whose proper temporal context is the present, speaks with a much younger woman from the past. And when his mother asks whether her now gray-haired son still watches soccer, his formerly beloved pastime, the narrator drearily responds:
​ 




  • With an average running time of over five hours, a staging of Storm Still offers the audience ample opportunity to appreciate firsthand the narrator’s immersive dreamscape as well as the tactility of the language itself, the materiality of which Handke has foregrounded since his early Sprechstücke (“speaking plays”) http://quarterlyconversation.com/storm-still-by-peter-handke



  • Scott Abbott and I are engaged in what we think is an interestingly focussed discussion that was elicited by his his essay on the theme of "How Language is the first Casualty of War"; how this theme is exemplified by the different ways that the characters' use of language in FOREVER STORM turns out to be more or less imperfect and thus the cancel each other out. Only parts of the essay are on line but Scott will share the entirety of it if you ask.  
  • http://thegoaliesanxiety.wordpress.com/2014/06/05/stormy-weather-peter-handkes-immer-noch-sturm/
  • If you post a comment, since Scott's WORDPRESS site can be unresponsive, also send your posting to me or to him at Scott Abbott  

  • If someone has the translator Chalmer's e-mail address HELLO, SEAGULL BOOKS & U. OF CHICAGO PRESS! please forward this to him.
  • Our so-called "paper of record", a.k.a, "auntie" or "grey lady" of Times Square, still has taken no note of STORM or of Handke winning the Ibsen or Muehlheim prizes:
  • bug the hell out of "Punch" Sulzberger for this! publisher@nytimes.com

  • If Farrar, Straus ever get their act together: Scott and I are still planning a full-scale on-line discussion on the occassion of the publication in English of MORAVIAN NIGHT (2007 in Krautland!)
  • http://moravian-nights-discussion.blogspot.com/2012/06/anouncement-driving-directions.html

  • Fellow Handke scholar Tom Barry passed away about a month ago - but Facebook continues to announce his birthday! Eternal life guaranteed you will not even need a resurrection for Facebook! Just make sure you have your password with you during the trip on the River Styx
  • -- NOTE THE LINKS TO THE VARIOUS SITES DEVOTED TO "STORM"







Auf der Wunschtraumheide


Thomas Krupa inszeniert Peter Handkes Familienstück „Immer noch Sturm“ am Freiburger Theater





Um was geht es? Um Peter Handke, den Schriftsteller selber. Mit zunehmendem Alter ist der 1942 in Kärnten geborene Autor immer heimwehsehnsüchtiger geworden. In seiner abstrakten Buchstabenwelt bei Paris lebend, will er sich am liebsten zurückschreiben ins bäuerliche Umfeld seiner „Vorfahren“. Die Heidefläche, vieles bedeutend, ist hier auch das Jaunfeld, Siedlungstal der Kärntner Slowenen. Dorfglocken läuten, Dunkelheit herrscht zu Beginn des Theaterabends. Thomas Krupa deutet sehr subtil an, dass es sich hier um eine Traum-Erzählung handelt.
Es darf gedeutet werden. Da tut es gut, dass die Schauspieler vorzüglich geerdet sind. Ihre Kostüme wirken bäuerlich, ohne Folklore-Kitsch zu sein. Sie sprechen eine klare Sprache, ohne den nötigen Handke-Pathos zu vernachlässigen. Und sie charakterisieren ihre Figuren mittels leicht lesbarer Bewegungszeichen. Eine Familienaufstellung: Starr verspreizt sind die Großeltern (Marie Jordan und Heiner Bomhard); beweglicher ihre Kinder; munter kugelt sich der Jüngste am Boden (Martin Weigel).
André Benndorff hat die Rolle des Erzählers. Er ist zugleich Spielemacher, Kommentator und Alter Ego von Handke – und dieses Ich-Vielerlei spielt Benndorff vorzüglich, leicht verzauselt, manchmal verträumt oder aus der Distanz des Beobachters seiner Familie. Er spielt kein Handke-Heldentheater, sondern die eigene Nachdenklichkeit mit.
Allmählich wird ahnbar, dass sich das Familiendrama auf die 1940er-Jahre zubewegt. Kärtner Slowenen kämpfen gegen die Nazi-Besatzer. Marie Bonnet spielt die Mutter des Erzählers, die sich von einem Deutschen schwängern lässt. Ihre „finstere Schwester“ Ursula geht zu den Partisanen, ebenso Bruder Gregor (Holger Kunkel und Melanie Lüninghöner). Bruder Valentin (Victor Calero) düst pantomimisch auf dem Motorrad der angelsächsischen Pop-Kultur entgegen. Was die Nazis nicht geschafft haben, erledigen jetzt die britischen Besatzer, meint Handke: Sie beseitigen die slowenische Kulturlandschaft endgültig. Tatsächlich?
Thomas Krupa hinterfragt Handke nicht. Die Freiburger Bearbeitung hält sich im Wesentlichen an die Text-Vorlage. Mehr noch: Wer diesen Theaterabend gesehen hat, der mag glauben, Peter Handke entstamme einer bäuerlichen Familie mit Partisanen, die für die slowenische Sprachfamilie in Kärnten kämpften. Das ist allein dichterische Fiktion in dieser Wunschtraumheide.
Die nächsten Aufführungen: 31. März; 1., 8., 10. und 25. April. Infos und Karten:

http://www.suedkurier.de/nachrichten/kultur/themensk/Auf-der-Wunschtraumheide;art410935,7741729



Badische Zeitung

Dienstag, 31. März 2015



Theater

Peter Handkes "Immer noch Sturm" in Freiburg

Eine Bereicherung für die Kulturszene der Stadt Freiburg: Thomas Krupa inszeniert im Freiburger Theater Peter Handkes Stück "Immer noch Sturm" ganz fabelhaft.
  1. Irrealer Ort: Szene aus „Immer noch Sturm“ Foto: Rainer Muranyi


Einen Apfelbaum sieht man nicht auf der Bühne des Kleinen Hauses im Freiburger Theater. Unter einen Apfelbaum im Kärntner-slowenischen Jaunfeld träumt sich der Ich-Erzähler in Peter Handkes Stück "Immer noch Sturm". Dort begegnet er seinen Vorfahren: den Großeltern, der Mutter, den vier Geschwistern der Mutter, drei Männer, eine Frau. Es ist eine klare Familienaufstellung mit Leerstelle: Der (Stief-)Vater, ein Wehrmachtssoldat, gehört nicht zu dieser Gruppe, der die Deutschen im Zweiten Weltkrieg die Sprache und einiges mehr genommen haben. Statt eines Apfelbaums senkt sich ein Gestänge von mit Leuchtstoffröhren verbundenen Ästen wie eine riesige Spinne in den leeren, von tief dunkelroten Wänden begrenzten Raum (Bühne und Kostüme: Jana Findeklee und Jogi Tews). Es definiert die Spielfläche und gibt ihr Kontur, ohne zu konkret zu sein. Denn es geht ja hier um einen geträumten, einen irrealen Ort; einen Ort, wo ein Lebender auf Tote trifft, seine Nächsten, die Vorfahren, die ihn nicht nur verfolgen, sondern bestimmen, was er ist oder zu sein glaubt.

Andre Benndorff ist in Thomas Krupas ruhiger, konzentrierter Inszenierung dieses Ich, das Alter Ego des Dichters: Und er trifft und unterläuft zugleich den feierlichen Ton des Textes, der eines Gedenkens so vollkommen angemessen ist. Mit einer dunkellila Kordhose und einem schlichten dunkelgrauen Rollkragenpullover, das unbewegte Gesicht meistens dem Publikum zugewandt, ist er ein unauffällig präsenter, anwesend abwesender Maitre du Jeu, der Richtige einfach, der Gewünschte. Denn ein Spiel ist es ja, dieses Erscheinen- und Auftretenlassen der Vorfahren, ein ernstes, am Ende gar todernstes Spiel, aber doch ein Spiel: das fleischgewordene Spiel eines Autors mit seinen Figuren, an denen das schwere Gewicht der Historie hängt: Benjamins "Engel der Geschichte" klingt an im Titel.

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Es ist Krieg – und die Familie des Ich-Erzählers wird zwischen der deutschen Wehrmacht und den slowenischen Partisanen buchstäblich zerrieben. Zwei Söhne kämpfen für die Deutschen – und werden getötet, der jüngste, Benjamin (Martin Weigel) zuerst, der ältere, Valentin, bei Victor Calero ein von Amerika besessener Womanizer, kurz vor Kriegsende. Und Ursula, die störrische Schwester, die sich als Magd verdingen musste, geht in die Wälder, schließt sich den Grünen Kadern an, kehrt als nationalstolze Kämpferin noch einmal nach Hause zurück, bevor sie ansehen muss, dass ihre Leute einen der Ihren wegen eines läppischen Diebstahls hinrichten. Melanie Lüninghöner, die mit dieser Rolle ans Freiburger Theater zurückkommt, führt ihre Figur souverän durch ein enormes Wechselbad der Gefühle. Andere sind starr, halsstarrig sogar wie Heiner Bomhards Großvater, der für die Deutschen nur böse Worte hat und am Ende mit abgewinkeltem Oberkörper in einer ewigen Niederlage verharrt, die sich auch nach dem Sieg der Alliierten nicht in einen Sieg verkehrt. Es ist immer noch Sturm, und nichts ist vergangen. Auch nicht die harte Haltung der Großmutter (Marie Jordan), die ihre Kinder zurückschickt in den Krieg.

Die Mutter des Ich ist aus anderem Holz geschnitzt: eine lebensfrohe, mutige Frau, die bei Marie Bonnet allerbestens aufgehoben ist. Die eine Nacht mit dem "Deutschen", aus der der Ich-Erzähler entstanden ist, wiegt für sie 1000 andere Nächte auf. Bleibt Gregor, der Apfelzüchter (Deckname: Jonatan), der mit einem Glasauge als einziges ihrer Geschwister den Krieg übersteht. Bei Holger Kunkel ist er ein undurchsichtiger, leicht zwielichtiger, opportunistischer, am Ende hoffnungslos defätistischer, desillusionierter Charakter.

Nein, "Töter" wie es bei Handke heißt, sind sie alle nicht (gewesen), denen das leicht weiß geschminkte Gesicht eine leise Fremdheit verleiht, während die Kostüme an die historische Situation anknüpfen. Sie sind Verlorene, Versprengte, durch den Krieg heimatlos Gewordene – und doch vereint im gemeinsam erlittenen Schicksal.

Diese Ahnenbeschwörung, mit der Peter Handke seiner (mütterlichen) Familie, den "mutigen Hasenherzen", auch ein Denkmal setzt, klagt nicht an, will nichts beweisen, sich keiner historischen Wahrheit versichern; es zeigt Menschen als Spielball der "großen" Politik, es ist ein poetischer, manchmal zorniger Trauergesang, für den Thomas Krupa einen unangestrengten, erstaunlich leichten Ton gefunden hat, eine wunderbare Balance zwischen Spiel und Ernst, Traum und Tragödie.

Einmal bricht der ruhige Fluss des Erzählens auf: Als Victor Calero seiner Sehnsucht nach dem Westen zu einem Song-Potpourri zwischen "Love Me Tender" und "Knockin’ On Heaven’s Door" mit der Befreiung seines (ansehnlichen) Oberkörpers vom Panzer der Uniform Ausdruck verleiht. Diese Szene hätte Klaus Theweleit nicht besser erfinden können. Der Abend sei ein "Geschenk" ans Stadttheater und sein Publikum, befand sichtlich beeindruckt Thomas Oberender, Intendant der Berliner Festwochen und Handke-Kenner, den das Freiburger Theater zum Migrationswochenende eingeladen hatte. So ist es – nicht nur aus Berliner Sicht.
– Die nächsten Termine: 31. März, 1., 8., 10., 25. April. 0761/4968888                

http://www.badische-zeitung.de/theater-2/peter-handkes-immer-noch-sturm-am-theater-freiburg-x1x--102598285.html
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